Autor: kunstfotografie

71, Teil IV: Verlobung auf Omanisch

Oman, Februar 2011. “Wo fährt er denn hin?” Patrick, der Tiroler Guide, runzelte die Stirn. Die drei Jeeps hielten sich stets an die gleiche Reihenfolge, Younis als Ortskundiger an der Spitze, Mahmood in der Mitte und Patrick zum Schluß. Für eine halbe Stunde hatten wir die heißen Quellen in Rustaq genossen, die Füße gebadet in…
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70, Teil III: Von Zicklein und Mitternachtsformeln

Oman, Februar 2011. Endlich eine Ortschaft. Niemand in dem abgeschiedenen Bergdorf hatte an diesem Tag mit Touristen gerechnet, verlassen lag es da, belebt von den typischen Ziegen mit dem hübschen, langen Fell, hellbraune, schwarz-weiß gescheckte, dunkelbraune. Lediglich zwei alte Männer in traditioneller Kluft ruhten im Schatten, uns Fremde mit einem freundlichen Nicken grüßend. Eine Vielzahl…
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69, Teil II: Sonderbehandlung

Oman, Februar 2011. Die Berge hatten sich bereits schlafen gelegt – wo sie doch zwei, drei Minuten zuvor noch herrlich kupfern in der Abendsonne glühten. Grillen zirpten ihr spätes Konzert, leise hörte ich metallene, idyllische Vogelrufe in Wellen meine Seele erreichen. Selbst das Knirschen der gelegentlich Vorbeiwandelnden barg etwas friedliches in sich. Es kühlte ab,…
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68, Teil I: Erleben kommt vor dem Abbilden

München, Dezember 2017. Ich habe noch nie so viel über meine bisherigen Reisen nachgedacht, wie seit jenem Moment, als ich im Internet die Aufnahmen des bedrohlich brodelnden, balinesischen Vulkan anklickte, während mich das Cover Kazuo Ishiguros Roman „Was vom Tage übrig blieb“ auf dem Schreibtisch liegend verhöhnte. Vielleicht hat er dafür den Nobelpreis erhalten, daß…
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67, Teil IV: Verschwiegener Basilisk

Costa Rica, August 2014. In La Fortuna auf dem gepflasterten rechteckigen Platz steht an den Rand gedrängt ein Baum, der jeden Abend explodiert. Wenn die Sonne allmählich hinter den hübschen, säumenden Fassadenzügen verschwindet, beginnt das faszinierende Treiben: es erklingt üppiges, aufgebrachtes, zeterndes Geschrei, wenn Hunderte und Aberhunderte schwarzer Vögel nach und nach in die dichte,…
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66, Teil III: Singen im Gewitter

Costa Rica, August 2014. Still betrachtete ich die geschwungene Küstenlinie mit den vielen kleinen Buchten nahe Quepos. Das Grün der Vegetation quoll förmlich über das braune Gestein der niedrigen Steilwände hinweg, ein wogender smaragdener Schaum aus leuchtendem, strotzendem Laub. „Kolumbus und seine Getreuen müssen sich im Paradies gewähnt haben, als sich das hier nach Wochen…
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65, Teil II: Fremdwort mit drei Buchstaben – TÜV…

Costa Rica, August 2014. Sogar zum Frühstück servierte man Gallo Pinto, ein Nationalgericht mit schwarzen Bohnen. Der Kaffee indes war ein Gedicht, vollmundig, stark, ohne bittere oder saure Noten, im Nachgeschmack eine Spur von Karamell hinterlassend. Ich hatte am Abend zuvor beschlossen, auf beides zu verzichten, um stattdessen eine Miniexkursion zu unternehmen. Nun um fünf…
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64, Teil I: Überraschung im Trockenwald

Costa Rica, August 2014. <<Was ist es, das einen erfüllt und die Bomben vergessen läßt, den Müll? Ist es das metallenblaue Aufflattern eines Schmetterlings oder das imposante Gelb eines Tukanschnabels, das Chillirot des winzigen Frosches, ist es die Reglosigkeit des neonen Basilisken oder das ungeheure zirpende Lärmen der Zikaden, ist es die geschäftige Gleichgültigkeit nahrungssuchender…
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63 Kompliment

Irland, Juni 2014. Im nördlichen Nirgendwo war ich weit geschlendert, um den Meeressaum, das eisige Naß, das sanfte Schwappen zu finden, welches die Ebbe hinfortgesogen hatte. Im feuchten Sand lagen kleine tote Krabben und gelb-weiß oder violett gebänderte Muscheln. Ein Strandläufer piepte mich aufgeregt an. Er zog seinen Radius beharrlich um meine Gestalt, innehaltend, schnell…
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62 Kultur der Zufriedenheit

München, Januar 2019. Der Duft von Hyazinthen macht mich glücklich jetzt gerade. Es beglückt mich vieles: Einaudis Hidden Source. Ein zitronen-goldenes Licht über den Schneefeldern, sanft und unwirklich, wie sie arkadische Landschaften eines Poussin oder Lorrain zeigen, gemalt vor drei Jahrhunderten. Der Elchgeweihfarn, groß und prächtig, der in einer Ampel an der ehemaligen TRX-Aufhängung angebracht…
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