Monat: November 2018

44 Ein Geschenk

Grönland, September 2017. „Is this a walking tour, or is it a JOGGING tour?“ Ich blickte in Charlies strahlend blaue Augen, die er gerade weit aufgerissen hatte, zugleich lachend. Er war vollbepackt mit Equipment, sein Cappi auf dem üppigen blonden Schopf verrutscht und etwas zu tief in der Stirn sitzend. Er rannte an mir vorüber,…
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43, Teil VII: Unfall

Äthiopien, Oktober 2014. Es war frostig kalt, doch fiel noch Regen anstatt Schnee. Ein paar Tage später, in den Bale Bergen auf viertausend Metern, würden die Zeltplanen frühmorgens mit dickem Raureif bedeckt sein. Das WC des „befestigten“ Lagers (es gab eine feuerbeheizte Holzhütte als Gemeinschaftsraum, ansonsten nächtigte man in den gewohnten Zwei-Mann-Zelten) bestand aus einer…
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42, Teil VI: Neue kleine Freunde

Äthiopien, Oktober 2014. Wir hielten am Heiligtum einer Höhle, durch welche ein Fluß träge dahinströmte. Wie überall, wo sich Wasser findet, wurden die riesigen, gelben Kanister aufgefüllt, die den Durst stillen und für ein Mindestmaß an Hygiene  im Haushalt sorgen sollten. Zwei Mädchen banden ihren Packesel an einen Baum und sprangen spielend ins Naß. Ich…
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41, Teil V (Fortsetzung von Beitrag 27): Ziegensprint

Äthiopien, Oktober 2014. In Äthiopien ist man in Bewegung; ein Kontrast zu den goldenen, Ernte reifen Korn- und Hirsefeldern, die falbenfarben erstarrt die Flure bedeckten, ausgeblichen von der Kraft der Sonne und verheißungsvoll lockend zugleich. Auf Schlagloch versehenen Pisten polterten und schlichen wir durch das Land, desaströse Schotterstraßen entlang, die wenig motorisierte Fahrzeuge leiteten, sondern…
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40, Teil II: Frei von Vergleichen

München/Madeira, November 2018. Aber zurück zur E-Mail. Ich hatte irgendwann während meines Studiums damit begonnen, zeitgenössischen Künstlern (umfassend gemeint im Sinne „Großer Charaktere“), deren Werke stark in mir nachklangen, kurze Nachrichten zu schicken, neudeutsch Feedback zu geben, treffender gesagt vielleicht: Resonanz zu erzeugen. Ein Widerhall werden. Ein Spiegel. Ein Gegenüber. Atmend und real und menschlich.…
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39, Teil I: Pardon

München/Madeira, November 2018. Den Bonsaï-Wald, eine Gruppe aus fünf unterschiedlich großen Palmen, hatte ich im Spätsommer umgetopft, dabei eine offensichtlich zu fette Erde verwendend, denn aus den Stämmchen entrollten sich zum Herbst hin grotesk riesige neue Wedel, die so raumgreifend sich dem Fensterlicht zuwandten, daß ich mich gezwungen sah, das Mobiliar meines Zimmers umzustellen. Nun…
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38, Teil II: Allerheiligen

Guatemala, November 2016. Ich genoß das Schaukeln in der Hängematte, das Schwanken, das ich durch den Alkohol fühlte, ohne wirklich betrunken zu sein. Ich überlegte, was ich mir wünschte in meinem Leben, auch hier jetzt wünschte, in dieser Dschungellodge, nachts an einem gurgelnden Bach. Es würde mir jemand gute Worte sagen, „Ich mag dich“, oder…
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37, Teil I: Allerheiligen

München, Ende Oktober 2018. Die Kälte war mir über Hände und Füße in den Körper gekrochen, auch unter die Outdoorjacke; die Finger klamm und erdverschmiert kuckte ich aufs Grab hinab, das im blauen Dämmer sacht vor sich hinstrahlte: magentane Erika, rote Beerenpflanzen, weiße und violette Chrysanthemen, schwingende Gräser, das große zentrale Gesteck mit den Protheen…
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