Monat: April 2019

82, Teil VI: Tierhandlungen

Südamerika, Mai bis Juli 2009. Die Zootierhandlung, oder wie immer man es nennen wollte, stand mitten auf dem Gehsteig. Der Händler saß auf einem Klappstuhl, die Zeitung breit auseinandergeschlagen, eine Zigarette lässig im Mundwinkel hängend. Um ihn herum stapelten sich die winzigen Käfige aus dünnen Plastikstäben und -deckeln. Darin hockten dichtgedrängt die Bewohner, Mäuse, Kanarienvögel,…
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81, Teil V: Eine Ankündigung, die unbemerkt blieb

Südamerika, Mai bis Juli 2009. Das Ende kündigte sich mir an, ohne daß ich es bemerken konnte. Das machte im Nachhinein die Bitterkeit aus. Ich ging zum Frühstück, nahm Platz wie jeden Morgen. Der Fernseher lief, ebenfalls üblich in Lateinamerika. Man servierte mir frisch zubereiteten Papayasaft, Bananen, Rühreier, zwei kleine Weizenfladen, etwas Butter und synthetisch…
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80, Teil IV: Possierlich

Südamerika, Mai bis Juli 2009. Das halbzahme Äffchen des Campgrundes fand ich nur so lange niedlich, bis es sich meine SD-Karte schnappte, die ich zum Trocknen auf den primitiven Holztisch gelegt hatte. Ich war unterwegs in einem Fluß ausgerutscht, was die Kompaktkamera paradoxerweise besser überstehen sollte, als meine Füße: erstere blieb tatsächlich funktionstüchtig, während letztere…
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79, Teil III: Sturzregen

Südamerika, Mai bis Juli 2009. An diesem Tage würde ich etwa dreißig Kilometer marschieren. Ich stand vor den Toren des Podocarpus Nationalparkes unweit von Loja. Der Weg war breit, stieg leicht an. Zunächst noch umgaben mich Viehweiden mit äsenden schwarz-weißen Kühen. Rasch kam man höher, die milde Luft wurde frischer. Man hatte eine phantastische Sicht…
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78, Teil II: Museumsrausch

Südamerika, Mai bis Juli 2009. Als frisch gebackene Kunsthistorikerin und Ethnologin besichtigte ich viele Museen. Keramiken, Textilien, Mumien. Chimú, Nazca, Moche, Chancay, Páracas, so vieles wurde zusammengefaßt unter dem Begriff „präinka“ bzw. „präkolumbinisch“. Häufig handelte es sich um bedeutende archäologische Stätten, als Höhepunkte angepriesen und dem Zerfall überlassen. Verwehte und ausgewaschene Lehmpyramiden. Geplünderte Grabfelder, Tonscherben…
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77, Teil I: Eine Akademikerin auf der Death Road

Südamerika, Mai bis Juli 2009. Es gab einen Kleinbus als Schlußlicht, zwei Führer als Begleitung. Meine düsteren Ahnungen hatten sich bestätigt, als ich all der Schutzkleidung gewahr wurde, die wir würden tragen müssen: Hose, Jacke, Helm, Handschuhe. Nichts paßte so richtig, die Sachen waren angeschmutzt und zerschlissen. Insbesondere die Handschuhe bereiteten Mühe: riesig und schwer…
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76 Unfreiwilliges Solo

München, April 2019. Ich ließ das Badewasser einlaufen, zu heiß, das alte Plastikthermometer meiner Oma zeigte bereits 40 Grad Celsius an, während ich in den Händen den Zusatz hielt, ein Seifenstück in Herzform, das sich leicht sprudelnd auflöste und dabei eine ölige, nach Rosen duftende Substanz freigab. Ich hörte das Plätschern und fühlte das mich…
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75 Machen statt (Dis)Liken

München, April 2019. Manchmal, wenn ich meine eigenen, online gestellten Beiträge lese, denke ich mir: Das klingt nach einem Angsthasen. Überheblich. Nach verkitschtem Pathos. Inhaltlich banal. Man selbst fragt stets nach dem Gut genug. Ich bin kein Teil der Hochglanzwelt: meine Fotos genügen dieser Art der Perfektion nicht (weil sie es gar nicht wollen), meine…
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