Autor: kunstfotografie

297, Teil VI: Plaudereien

Südkorea, März 2025. Es gibt da ein Gefühl, das mich von klein auf begleitet; manchmal drückt es sich heftig aus, indem es riesige innere Spannungen erzeugt, so als drückten zwei architektonische Platten aufeinander, die sich unbedingt entladen müssen. Oder aber es zieht wie herbstlicher Bodennebel heran, leise schleichend, in jede Ritze vordringend. Es ist die…
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296, Teil V: Moon Jar

Südkorea, März 2025. Sie haben einen Meditationsraum geschaffen. Er ist im zweiten Stock des Koreanischen Nationalmuseums angesiedelt, am Ende einer der beiden Galerieseiten. Vor dem Betreten bedeuten Bildzeichen, das Reden einzustellen. Man schreitet durch einen schmalen, schwarzen Korridor, der mit einer Sternenprojektion bespielt ist. Man biegt ab in einen unvermittelt weiten Saal, stark verdunkelt, die…
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295, Teil IV: Fische bei Schnee

Südkorea, März 2025.   Die breite Promenade lag verlassen da – was Wunder!, es düsterte bereits vormittags, kalter Wind klatschte uns um die Ohren, das Meer rollte trist und anthraziten, Schnee – jawohl, Schnee!, flockte wirbelnd herab. Die Kioske und Toilettenhäuschen, die Lokale und Buden waren verriegelt. Nur unsere kleine Gruppe stapfte den Strand entlang,…
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294, Teil III: Wandel

Südkorea, März 2025.   Meine Sprache ist grauenhaft. War sie es schon immer gewesen und ich verblendet-eitel, es nicht früher erkannt zu haben, oder hat sie gelitten die letzten Jahre? Ich bin nicht in der Lage, ausreichend Variabilität ins Vokabular zu bringen, es reduziert sich stets auf die Sinne, auf Adjektive und Farben. Andere Worte…
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293, Teil II: Man glaubt es kaum

Südkorea, März 2025.   Ich war von diesem Erlebnis derart euphorisiert-erschüttert, daß ich dachte, es sei das allererste, was ich berichten würde über Korea. Es war eine unglaubliche Geschichte, eine, die angezweifelt würde, verspottet; daß ich mich wichtig machen wolle, dieser Vorwurf durchgeisterte mich, eine Sache aufblähen, die so gar nicht stattgefunden habe, der Realität…
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292, Teil I: Zerwürfnis

Südkorea, März 2025.   Es war noch Winter, ein von Trockenheit und Dürre geplagter. Abseits der Städte fuhr man an einsamen, dicht bewaldeten Bergen vorüber, Kette an Kette, durchschnitten von Flußtälern – ein ächzendes, kahles Braun, Beige, Ocker ohne jedes Zeichen vitalen Lebens, abgesehen von alten Samenständen und halb eingezogenen Stauden und schrumpeligen Ranken, die…
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291 Zwei Fotos

München, Mai 2025. I Der dünne Lederblouson über einem Spitzentop war dem geplanten ausgedehnten Spaziergang durch den Englischen Garten – wo Wiesen aus Margheriten und Nelken blühten – mehr als abträglich, ich fror im fegenden Wind, sodaß ich spontan entschied, die Foto-Ausstellung der Hypo Kunsthalle zu besuchen, die damit warb, eine moderne Interpretation der Story…
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290 Vom Können eines Fremden

München, April 2025. Da mir die Konzertabende und das Herrichten dafür so viel Freude bereiten, schlenderte ich nach dem Kontrolltermin bei der Phlebologin – meine Beine sahen aus, als hätte sie mir jemand verprügelt, großflächig amorph blau und grün und lila verfärbt, übersäht mit ein Dutzend kreuzförmigen Pflastern, wo die OP-Schnitte lagen – spontan in…
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289 Stille Party

München, Februar 2025. Die in der Blumenwerkstatt bestellten Rosen, großblütig, weiß in verschiedenen Sorten, vierzig an der Zahl, wirkten schlaff und traurig. Nach zwei Tagen bereits zeigten sich an den Köpfen braune Ränder; kurz darauf setzten die Mitten matschig-faulige Stellen an, rieselten Blütenblätter zu Boden. Das Bouquet hatte eine Sünde gekostet, eine Sünde, die man…
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288 Ausgeflogen

München, Februar 2025.   Im Horoskop des Monats Januar hatte gestanden, mein Sternzeichen solle so viel als möglich unternehmen, was ich nur zu gerne beherzigte mit Städtetouren nach Paris und Brüssel voll dicht gepackten Programmes, mit einer Matinée im Prinzregententheater und dem Angehen einiger Wohnungsauffrischungsprojekte, dem Anschaffen neuer Hühner, der Lektüre zahlreicher Bücher, darunter die…
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