Monat: September 2019

109 Ratsuchend

München, September 2019. Als Kind gehörte das Malen mir selbstverständlich zum Leben dazu, Buntstifte, Filzmarker, Wachskreiden rauschten täglich über Schmierpapier, das im elterlichen Büro angefallen war; die Wasserfarben jedoch blieben etwas besonderes, mußte man dafür immerhin gewisse Vorbereitungen treffen, indem man den Tisch mit Zeitungen bedeckte und einen Kittel (d.h. ein altes Hemd aus Papas…
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108, Teil IV: Wie ich da Vinci die Sache mit den Chloroplasten erklären wollte

Norwegen, September, 2019. Gewiß werden die jüngst gelesenen Biographien der Kunsthändler Heinz Berggruen und Paul Rosenberg mich beeinflußt haben. Der Berg jedenfalls erhob sich vor mir als grauer Koloß, kompakt, mächtig, schweigend. Die Binnenstruktur seines Gesteins bestand aus unzähligen flächigen Graphiken, aus zweidimensionalen Rechtecken, Quadraten, Dreiecken, aus durcheinandergewürfelten Balken und Streben. In der Einheitlichkeit des…
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107, Teil III: Versagungen, Verlockungen

Norwegen, September 2019. Zu meinem 34. Geburtstag, der mir ein besonderer war, weil ihn meine Schwester nicht mehr hatte feiern können, wollte ich mir eine Uhr anschaffen, Zeichen voranschreitender Zeit, weitergehenden Lebens: Band und Gehäuse aus Porzellan, das Ziffernblatt perlmuttern, auf der Rückseite eine gravierte Weltkarte. Sie war sportlich-elegant designt und ihrer Qualität entsprechend hochpreisig.…
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106, Teil II: Rentiernasen

Norwegen, September 2019. Nachdenklich betrachte ich das Beet: remontierende Rosen lachen mir entgegen, halb gefüllte, aprikotfarbene Köpfe, kleine wildähnliche in kicherndem Magenta, zarte Fairy zu aberdutzenden, eine einzelne blutrote glimmt auf. Der Säckelblumenstrauch stimmt enzianblau mit ein, Japananemonen, Springkraut, Katzenminze sind ins Bild eingewoben; an den Bäumen hängen grüne und rotbackige Äpfel, das schmatzende, trillernde,…
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105, Teil I: Von Türen und Fenstern

München/ Norwegen, September 2019.   Symbolisch schließen manche Türen sich mit einem lauten Rumms!, der fast einer Ohrfeige gleichkommt und einen ratlos, verärgert, gekränkt zurückläßt. Wenn man den Wunsch gehegt hatte, in die wissenschaftliche Forschung zu gehen und völlig unerwartet aus niederen Gründen die Promotion verwehrt ist; man vom Schicksal vor vollendete Tatsachen gestellt wird…
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104, Teil II: Schattenseiten

Nepal, März 2011. Es gab einige Dinge während dieser Reise, die ich weniger genoß. Die ungeheuren Mengen an Abfall zum Beispiel, Abfall, der über die Straßen Kathmandus schwappte wie ein hochwassergeschwängerter Bach, eine Ansammlung chaotischer Einzelteile, zerfetzt, stinkend, ein Schwarm toter, unnütz gewordener Sachen, auf perverse Art faszinierend. Mir boten sich Stilleben makaberer Art: ein…
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