Autor: kunstfotografie

170 Die Barbaren – wir

Frankreich, Januar 2018. Die Partnerfirma befindet sich in Chaumont Haute-Marne; an dieser Konferenz teilzunehmen, ergab keinen Sinn, da auschließlich technische Details zu besprechen waren, Kompetenzen, über die ich nicht verfügte, und so versenkte Vater sich in Arbeit, während ich in jener frostkalten ersten Januarwoche durch die verlassenen Gassen des kleinen Örtchens schlenderte, das einst Glanz…
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169 Das Hirn vergrößern

München, April 2021. Als ich das Badfenster putzte – Nummer acht von zwölf der Wohnung -, zeigte der Spiegel schmale Schulterchen, kantige Schlüsselbeine, zierliche Nackenstränge: ein Hänfling von Person, gewiß kaum in der Lage, den 15/16/17 Kilo-Rucksack zu schleppen, die 2000 Gramm- Kamera stundenlang um den Hals baumelnd durch bergiges Terrain zu tragen… Das Jahr…
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168 Ghost Light

München, April 2021. Was wundert mich der Frühling in meinem Blut? Er spult sein Programm ab, unbeirrt und konstant, ein wenig spät zwar heuer aufgrund der relativ kühlen Witterung bisher, und trotzdem schreitet er voran. Eine Schlehenwand, die aufspringt, Kügelchen aus eierschalenfarbenen Fäden, milde duftend, süß und bienenfromm. Ein Flecken dunkelster Veilchen, nicht wasserlila, sondern…
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167 Warum Rilke und Kaschnitz nur bedingt empfehlenswert sind

München, April 2021. Manchmal tanzt die Neugierde vor mir her und verleitet mich zu Utopien; es war Zufall, der mich auf Ihre Webseite führte, Zufall oder eher Kinderei. Ich erwarte hierauf keine Antwort, aber bitte lassen Sie mich schreiben. Nur im Schreiben wahrhaftig und frei, nur im Schreiben ganz man selbst. Es ist dann ein…
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166 Waldgeschichten

München, März 2021. Im Flur auf dem hellblauen Schuhkommödchen stehen gefüllte, cremefarbene Narzissen, deren Köpfe Schlagsahneklecksen ähneln, lauter kleine Spritzgebäckteilchen, appetitliche Frühlingskringel. Daneben prangen bonbonrote Tulpenkronen, eine aparte Sorte. Kürzlich spazierte ich mit Montana über die Felder und durch ein mir unbekanntes Waldstück. Der Himmel spannte sich zum Zerbersten in bedrohlichem Anthrazit über die giftgrüne,…
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165 Schlußkapitel für Book on Demand

München, Februar 2021. Ich hatte, in nachmittägliche Lektüre vertieft, auf dem Bett gelegen, als mir der orange-rosa Puder auffiel, der zwischen dem wogenden Bambusfeld vor dem Fenster hindurchrieselte hinein aufs Papier des Buches und die Zimmerluft. Saharasand war es, der sich in trägen, dicken Wolken angesammelt hatte und sämtliche Atmosphäre aurorahaft anhauchte. Beim Spaziergang dann…
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164, Teil II: Vorbei

Ägypten, Juli 2010. Ich mochte es, von den warmen Wellen sacht getragen zu werden. Sprenkelnde Tanzkreise unter mir, Autoscooter von Papageienfischen, Drückerfischen, Feuerfischen, Barschen, Wimpelfischen, vielfältige, zerbeulte, poröse Gebilde aus Mollusken, merkwürdig weise und verständig dreinblickende Sepien. Eine Muräne stand mit geöffnetem Maul vor dem Eingang ihrer Höhle, ich fühlte mich nicht bedroht, besuchte sie…
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163, Teil I: American Sunday

München, März 2021. Ein Mädchen auf dem Meeresgrund  hatte mich viele lange Jahre beschäftigt, anekdotische Memoiren einer mondänen, willensstarken Frau, die an der Seite des berühmten Unterwasserforschers Hans Hass Tauch- und Filmgeschichte geschrieben hat. And no matter who You are I´m glad You´re here, Zwischenmoderation auf dem Radiosender ego.FM, die schmelzende Stimme Jordan Princes, der…
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162 Berührung

Landsberg, März 2021. Ohne die Reisen wäre ich nicht der Mensch geworden, der ich jetzt bin. Bei vier Grad kalter, Wind durchzogener Luft saßen wir in einem Tippi. Es war grobschlächtig gebaut, wirkte äußerst instabil. Die Äste, die es bildeten, krümmten und wanden sich in verschiedene Richtungen, große Lücken aussparend, durch welche der Graupel rieselte,…
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161, Teil II: Banales Erinnern?

Kenia, Februar 2019. Es ist zufälligerweise nicht irgendeine gepflegte, blumenreiche, idyllische Unterkunft, sondern genau diejenige desselben Betreibers, der mich auch auf den Azoren beherbergt hatte und mit dessen damals achtjähriger Tochter Maisha ich mich so gut verstanden; mittlerweile fast erwachsen, wohnt sie in Nairobi, sodaß ich sie zu meinem Bedauern nicht wiedersah. Bunt gefiederte Vögel…
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