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74, Teil VII: Respekt

Oman, Februar 2011. Der Flug der Mauersegler wirkte tief auf mich: offensichtlich bereitete es ihnen Freude, die Thermik auszunützen für ihre akrobatischen Schaustücke. Pfeilschnell ließen sie sich die Kalkfelsen hinabfallen, um kurz vor dem Aufprall auf den Boden abzudrehen und nach oben zu gleiten. Pirouetten zeigten sie, Schrauben, gefährliche Wendemanöver. Sie schienen die Zeit oder…
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73, Teil VI: Just Talking, sagte er

Oman, Februar 2011. Unser Abendessen war vorüber, man suchte seine Zelte auf. Das Bier hatte mich ein wenig benebelt gemacht, auf angenehme Weise leicht und schunkelnd. Das Meer raunte mir zu, lockte mich. Unmerklich schwankend entfernte ich mich vom Lager, gemächlich ausschreitend. Ich war allein. Dieses Alleinsein war von unbeschreiblicher Schönheit. Wieder war es gut,…
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72, Teil V: Skizzen einer verlorenen Poesie

Oman, Februar 2011. Der Wind trug Freiheit in sich. Wie der Atem des Berges umflog er einen, mal sanft streichelnd, mal zerrend. Er berührte, wie kein Casanova es je vermochte… Die Vegetation war spärlich, klammerte sich an das eigentümliche Graubraun der Felsen, das dezent gemustert war mit weißen und rötlichen Äderchen. Über dem seichtblauen Firmament…
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71, Teil IV: Verlobung auf Omanisch

Oman, Februar 2011. “Wo fährt er denn hin?” Patrick, der Tiroler Guide, runzelte die Stirn. Die drei Jeeps hielten sich stets an die gleiche Reihenfolge, Younis als Ortskundiger an der Spitze, Mahmood in der Mitte und Patrick zum Schluß. Für eine halbe Stunde hatten wir die heißen Quellen in Rustaq genossen, die Füße gebadet in…
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70, Teil III: Von Zicklein und Mitternachtsformeln

Oman, Februar 2011. Endlich eine Ortschaft. Niemand in dem abgeschiedenen Bergdorf hatte an diesem Tag mit Touristen gerechnet, verlassen lag es da, belebt von den typischen Ziegen mit dem hübschen, langen Fell, hellbraune, schwarz-weiß gescheckte, dunkelbraune. Lediglich zwei alte Männer in traditioneller Kluft ruhten im Schatten, uns Fremde mit einem freundlichen Nicken grüßend. Eine Vielzahl…
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69, Teil II: Sonderbehandlung

Oman, Februar 2011. Die Berge hatten sich bereits schlafen gelegt – wo sie doch zwei, drei Minuten zuvor noch herrlich kupfern in der Abendsonne glühten. Grillen zirpten ihr spätes Konzert, leise hörte ich metallene, idyllische Vogelrufe in Wellen meine Seele erreichen. Selbst das Knirschen der gelegentlich Vorbeiwandelnden barg etwas friedliches in sich. Es kühlte ab,…
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68, Teil I: Erleben kommt vor dem Abbilden

München, Dezember 2017. Ich habe noch nie so viel über meine bisherigen Reisen nachgedacht, wie seit jenem Moment, als ich im Internet die Aufnahmen des bedrohlich brodelnden, balinesischen Vulkan anklickte, während mich das Cover Kazuo Ishiguros Roman „Was vom Tage übrig blieb“ auf dem Schreibtisch liegend verhöhnte. Vielleicht hat er dafür den Nobelpreis erhalten, daß…
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67, Teil IV: Verschwiegener Basilisk

Costa Rica, August 2014. In La Fortuna auf dem gepflasterten rechteckigen Platz steht an den Rand gedrängt ein Baum, der jeden Abend explodiert. Wenn die Sonne allmählich hinter den hübschen, säumenden Fassadenzügen verschwindet, beginnt das faszinierende Treiben: es erklingt üppiges, aufgebrachtes, zeterndes Geschrei, wenn Hunderte und Aberhunderte schwarzer Vögel nach und nach in die dichte,…
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66, Teil III: Singen im Gewitter

Costa Rica, August 2014. Still betrachtete ich die geschwungene Küstenlinie mit den vielen kleinen Buchten nahe Quepos. Das Grün der Vegetation quoll förmlich über das braune Gestein der niedrigen Steilwände hinweg, ein wogender smaragdener Schaum aus leuchtendem, strotzendem Laub. „Kolumbus und seine Getreuen müssen sich im Paradies gewähnt haben, als sich das hier nach Wochen…
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65, Teil II: Fremdwort mit drei Buchstaben – TÜV…

Costa Rica, August 2014. Sogar zum Frühstück servierte man Gallo Pinto, ein Nationalgericht mit schwarzen Bohnen. Der Kaffee indes war ein Gedicht, vollmundig, stark, ohne bittere oder saure Noten, im Nachgeschmack eine Spur von Karamell hinterlassend. Ich hatte am Abend zuvor beschlossen, auf beides zu verzichten, um stattdessen eine Miniexkursion zu unternehmen. Nun um fünf…
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