Autor: kunstfotografie

206 Epilog

  In den Versuch hinein, die mangelnden Kameratechnikkenntnisse in Einklang zu bringen mit den düster-schummrigen Lichtverhältnissen der pittoresken griechisch-orthodoxen Kirche irgendwo in Israel, wo schlanke Wachskerzen winzige Glutfackeln warfen, tröstlich in der Stille bescheidenen Gemäuers, sagte ein älterer Herr, der sich später als amerikanischer Tourist vorstellen sollte, unvermittelt: „You´ ve got an eye for beauty.“…
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205 Finale

München, Februar 2022.   Ich werde gesellschaftlich geächtet und als radikal sowie asozial beschimpft, weil ich mich weigere, mir eine Substanz spritzen zu lassen, die gentechnisch verändert ist, mit Nanopartikeln angereichert (die die als Schutz vor Giftstoffen angelegte Bluthirnschranke überwinden können) und nicht einmal an Ratten in Langzeitstudien getestet worden. Ein herkömmlicher Impfstoff (d.h. ein…
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204 Es hat gepaßt, danke

München, Januar 2022.   – Entschleunigen, Me-Time, Self-Care, eine Wohnhöhle schaffen, reflektieren, neue Werte setzen, sich aktiv um die eigene Gesundheit kümmern und in Achtsamkeit üben, nachhaltige Konsumentscheidungen treffen, dies alles wird gesellschaftlich empfohlen, beinahe propagiert in Dauerschleife, zwei Jahre lang nun schon. Und die Leute sind beschäftigt – für den Rest gibt es Netflix.…
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203 Lost Place

Grafenwöhr, Dezember 2021. Das Elektroauto auf der Hügelkuppe mutete in dieser Gegend an wie ein vom Himmelszelt gestürztes, gestrandetes Raumschiff, völlig fehl, ein Science Fiction – Gruß. Die Altstadt hatte verlassen dagelegen, wörtlich, viele der Fachwerkhäuser waren – vielleicht aufgrund von Denkmalschutzauflagen – seit längerem verwaist, traurige Überbleibsel einer einst blühenden Vergangenheit; den wenigen Geschäften,…
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202, Teil VI: Geistergrüße

Italien, November 2021. Napoleon Bonaparte verdankte ich meinen venezianischen Garten. Königlich hieß er, was zumindest auf die Größe nicht zutraf, ein gußeiserner Laubengang, dicht bewachsen mit exotischen Ranken, darunter märchenhafte, rosa Trompetenblume, bildete das Rückrat der Anlage, flankiert von je einer weiteren breiten Allee, mehr war es nicht, brauchte es nicht. Auf dichtesten Raum hatte…
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201, Teil V: Grau in Grau

Italien, November 2021. Grau in Grau standen die leergefegten Gassen, kein Vergleich zu den grell bunt gestrichenen Häusern Buranos, die in der Heiterkeit der Sonne gegiggelt und gelacht hatten, übertriebene Farben in Magenta, Lila, Krachblau, Neongrün, Schreigelb tragend, extreme Töne als Besuchermagnet, Touristen, die maschinelle Chinaspitze kauften für ein Butterbrot und glaubten, authentische italienische Handarbeit…
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200, Teil IV: Zugang verwehrt

Italien, November 2021. Ich kam meinem sportlichen Bedürfnis nach und eilte ein wenig durch die Viertel, bewußt ohne Kamera, nahm wahllos Wege und Gassen, hüpfte Brücken auf und nieder, bog streng ab – und prallte beinahe zusammen mit einer wuseligen Menge: Security, Crew-Mitglieder, Schaulustige hinter Absperrbändern, Damen in sandfarbenen Reiseköstümen aus der Zeit um 1890,…
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199, Teil III: Böcklins Insel

Italien, November 2021. Es klammerte sich eine dickfleischige Pflanze an die Uferumfassung, die gelbgrünen Blütentrauben sacht auf der Oberfläche treibend. Das Dodo füllte sich, Sonne blubberte über die verblichene Fassade, aus der ein zwergenhafter Balusterbalkon herauskragte. Bin ich nach Venedig gereist, völlig gegenstandslose Abstraktionen zu fotografieren, zersplitterte Farbspiegelungen, fragmentierte Graffitti? Darf ich es überhaupt fotografieren…
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198, Teil II: Blumen in Venedig

Italien, November 2021. Der zarte Reiher besetzte Treppenstufen, die cremig-hellblau umspült wurden; der Vogel war ein Klecks weichgefilterten Softboxlichtes, beinahe schien er zu zerfließen. Schnabel und Stelzenbeine schwarz; reglos ließ er den heftigen Verkehr der Vaporettos über sich ergehen, kein Hupen, kein Brausen, kein Stau und Lamentieren brachten ihn aus der Ruhe. Er stieß mit…
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197, Teil I: Die Zerrende

Italien, November 2021. Es ist eine Stadt, man muß aufpassen, daß sie einen nicht zerreißt; zum Weinen schön, zum Weinen traurig. Ein Pilgerort all jener, die – ob freiwillig oder nicht – der Melancholie unterworfen sind. Serenissima, Durchlauchteste, Schönste, Angebetete. Es dunkelte früh am Ankunftstag, der verstopft war mit Touristen, aber man brauchte bloß ein,…
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