Kategorie: Vom Reisen und Fotografieren

41, Teil V (Fortsetzung von Beitrag 27): Ziegensprint

Äthiopien, Oktober 2014. In Äthiopien ist man in Bewegung; ein Kontrast zu den goldenen, Ernte reifen Korn- und Hirsefeldern, die falbenfarben erstarrt die Flure bedeckten, ausgeblichen von der Kraft der Sonne und verheißungsvoll lockend zugleich. Auf Schlagloch versehenen Pisten polterten und schlichen wir durch das Land, desaströse Schotterstraßen entlang, die wenig motorisierte Fahrzeuge leiteten, sondern…
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40, Teil II: Frei von Vergleichen

München/Madeira, November 2018. Aber zurück zur E-Mail. Ich hatte irgendwann während meines Studiums damit begonnen, zeitgenössischen Künstlern (umfassend gemeint im Sinne „Großer Charaktere“), deren Werke stark in mir nachklangen, kurze Nachrichten zu schicken, neudeutsch Feedback zu geben, treffender gesagt vielleicht: Resonanz zu erzeugen. Ein Widerhall werden. Ein Spiegel. Ein Gegenüber. Atmend und real und menschlich.…
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39, Teil I: Pardon

München/Madeira, November 2018. Den Bonsaï-Wald, eine Gruppe aus fünf unterschiedlich großen Palmen, hatte ich im Spätsommer umgetopft, dabei eine offensichtlich zu fette Erde verwendend, denn aus den Stämmchen entrollten sich zum Herbst hin grotesk riesige neue Wedel, die so raumgreifend sich dem Fensterlicht zuwandten, daß ich mich gezwungen sah, das Mobiliar meines Zimmers umzustellen. Nun…
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38, Teil II: Allerheiligen

Guatemala, November 2016. Ich genoß das Schaukeln in der Hängematte, das Schwanken, das ich durch den Alkohol fühlte, ohne wirklich betrunken zu sein. Ich überlegte, was ich mir wünschte in meinem Leben, auch hier jetzt wünschte, in dieser Dschungellodge, nachts an einem gurgelnden Bach. Es würde mir jemand gute Worte sagen, „Ich mag dich“, oder…
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37, Teil I: Allerheiligen

München, Ende Oktober 2018. Die Kälte war mir über Hände und Füße in den Körper gekrochen, auch unter die Outdoorjacke; die Finger klamm und erdverschmiert kuckte ich aufs Grab hinab, das im blauen Dämmer sacht vor sich hinstrahlte: magentane Erika, rote Beerenpflanzen, weiße und violette Chrysanthemen, schwingende Gräser, das große zentrale Gesteck mit den Protheen…
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36, Teil II: Loslassen

München, Oktober 2018. Mein Leben veränderte sich abermals stark. Ich konnte nur noch vier, fünf Kilometer laufen anstatt meines früheren, höheren Pensums. Ausgedehnte Trekkingtouren mit Rucksack und Zeltnächten hatten sich erledigt. Sitzende Tätigkeiten wie Essen, Schreiben, ins Kino gehen wurden zur Tortur. Ich tröstete mich mit einfachen aber malerischen Gartenreisen, einer Safari, wich auf sanftere…
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35, Teil I: Machen Sie hundert Sit Ups!

München, Oktober 2018. Ich kann mich nicht erinnern, auf welche Weise ich dieser Hunderasse zum ersten Mal begegnete; jedenfalls brannte im Alter von 21 Jahren in mir der sehnlichste Wunsch nach einem solchen Gefährten: grazil, muskulös, liebevolles Gesicht, bewegungsfreudig, freiheitssuchend. Ich malte mir in den buntesten Farben aus, wie mir ein knuffiger Welpe überreicht würde…
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34, Teil II: Ein Blau wird geboren

Island, August 2018. Die Kraterseen zeigten sich extravagant geformt, beinahe manieriert. Eine Vielfalt von Strukturen überzog die flachen Bergrücken, wellenförmige Streifenmuster bildend in Schwarz, Rost, Grün; letzteres changierte von Weiß bis Gelb bis hin zu Golden, es krallte sich in die Furchen des Gesteins wie Falten in einem gelebten Gesicht. Solitude? Es ist immer etwas…
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33, Teil I: Sprechende Landschaft

Island, August 2018. Hi. This is Solitude. Kann eine Landschaft sprechen? Ich hörte die Worte ganz klar in meinem Kopf, wie sie meinen gesamten Körper durchdrangen, während ich tief hinab blickte in die karge, flußdurchschlängelnde Schlucht. Ich stand auf einer Steilkante, Felsfluchten stürzten schwindelerregend nach unten weg, und ringsum nichts als Weite, ein Wind, der…
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32, Teil III: Poesie

Kenia, Februar 2018. Die Zunge war bläulich, fest, sehr rau und leicht klebrig, nicht besonders warm, am meisten erstaunte mich das Gefühl von Sandpapier, obwohl es nur eine logische Konsequenz der Ernährungsweise ist, anatomisch eine solche Raspel zum Reißen der Laubblätter entwickelt zu haben. Ich wollte die Giraffe länger bei mir verweilen lassen, als die…
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