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184 Sich eines Besseren belehren lassen

Bulgarien, Mai 2019. Reihe um Reihe Hecken aus blühenden Büschen, behangen mit Knöpfen aus Seidencrepe, taubesetzt, Düfte verhauchend: Damaszenerrosen. Wir Touristen stapften vorüber an den kleinparzelligen Ökoplantagen, vermutlich die Pflücker belästigend, Sinti und Roma, die zu niedrigsten Löhnen in rasendem Tempo die Blumenköpfe brachen, sie in Säcke stopfend, um sie später bei der nahen Destillerie…
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183 Mumien

Bremen, August 2016. Ich war durch das puppenhafte, pittoreske Schnorrviertel geschlendert mit seinen bunt getünchten Fachwerkhäusern, Rosen berankten Mauern, verspielten Figurenbrunnen, winzigen Touristenläden  (ich erstand ein Bastelset für eine naturnahe papiernerne Rauchschwalbe, die nun das Büro schmückt); war Teil einer Rathausführung gewesen, wo gigantische Holzschiffmodelle von den imposanten Decken hingen, und durch den düsteren Dom…
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182 Auftrudelnde Bilder

Verschiedene Orte, verschiedene Zeiten. Ist es der Sekt aus Omas zartem Kristall, ist es die mangelnde Ansprache, die mir allmählich das Hirn vernebelt und zugleich Szenen aufsteigen läßt, die ich längst vergessen hatte und die sich nicht nach Erinnerung anfühlen, sondern weniger konkret, irgendwie als flatterhafter Traumeindruck mir vors innere Auge treten? Eine Abfolge von…
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181 Das andere Geschlecht, Teil II

München, August 2021. Stille. Fotografie. Reisen. Echo. Poesie. Darum geht es hier im Blog, alles miteinander verwoben wie das Fasziengewebe im Körper. Schon früh hatte ich meiner Brieffreundin gegenüber geäußert, beim (über die Gebühr geschilderten) Helden ginge es nicht um ihn an sich (eine mir unbekannte Persönlichkeit), sondern darum, was er als Stachel in mir…
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180 Das andere Geschlecht, Teil I

München, August 2021. Es bleibt mir unbegreiflich, weshalb Corona den allgemeinen Umstand des Sichgehenlassens mitsichgebracht hat. Warum Homeoffice bedeutet, mehr zu essen, sich weniger zu bewegen, auf Schlabberklamotte umzusteigen und aufs Herrichten zu verzichten – man tut das alles doch nicht für andere, sondern für sich selbst, seine Gesundheit, sein Wohlergehen, die Achtung der eigenen…
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179 Ein paar Dollar

München, August 2021. Für ein paar Dollar – umgerechnet 36 Euro inklusive Versand – erwarb ich via ebay im vergangenen Jahr eine originale Fotografie Alan Houghtons, der in den 1960ern eine bekannte Größe Hollywoods gewesen ist und heute wohl so gut wie vergessen. In seinem Atelier auf Hawai experimentierte er mit Sepiatönen während der eigenhändigen…
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178 HAIKU

München, Juli 2021.   Stille – der Zikadenlärm / dringt / ein in die Felsen.   Während ich vom Baggersee meiner Kindheit – als die Luftmatratze noch ein Delphin und ich die Nixenprinzessin gewesen war – wegschlenderte auf die offenen Felder hinaus, die geradegebügelt in reifem Korn standen, Gerste und Weizen in sirrender Hitze, und…
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177 Kröten

München, Juli 2021. Wie hieß dieses Märchen noch, in welchem dem Mädchen die Kröten aus dem Mund fielen, wenn es etwas sagen wollte? War es die Pechmarie? Ich entsinne mich kaum mehr. Aber es kommt mir so vor, als produzierte ich statt Worten Amphibien… Nightfall auf den Lippen, Datura Noir knapp über den Schlüsselbeinen, mahagoni…
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176 Aus der Zeit gefallen

München, Juli 2021. Das trocken knisternde, goldene Stroh lag so dick aufgeschichtet, daß ich es mit den Zehen durch die Flipflops hindurch spüren konnte. Die Sonne brannte nieder vom sommerblauen Himmel. Eine Frucht nach der anderen stopfte ich mir in den Mund, die silbern glänzende Metallschüssel war bereits randvoll angefüllt, es sollten auf der Kassenwaage…
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175 Wo wir stehen

München, Juni 2021. Das Geißblatt duftet, Rosen weben sich durch den Garten, allein die Daunen der Bobby James bilden ganze Decken, die sich über das Geäst des Mirabellenbaumes ausbreiten, verführerisch weich und strahlend rein – die Bienen summen darin, der Einladung folgend. Die Hühner sind gewachsen, sie geben mannigfaltige Laute von sich, plappernd, gurrend, piepend,…
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