Kategorie: Vom Reisen und Fotografieren

66, Teil III: Singen im Gewitter

Costa Rica, August 2014. Still betrachtete ich die geschwungene Küstenlinie mit den vielen kleinen Buchten nahe Quepos. Das Grün der Vegetation quoll förmlich über das braune Gestein der niedrigen Steilwände hinweg, ein wogender smaragdener Schaum aus leuchtendem, strotzendem Laub. „Kolumbus und seine Getreuen müssen sich im Paradies gewähnt haben, als sich das hier nach Wochen…
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65, Teil II: Fremdwort mit drei Buchstaben – TÜV…

Costa Rica, August 2014. Sogar zum Frühstück servierte man Gallo Pinto, ein Nationalgericht mit schwarzen Bohnen. Der Kaffee indes war ein Gedicht, vollmundig, stark, ohne bittere oder saure Noten, im Nachgeschmack eine Spur von Karamell hinterlassend. Ich hatte am Abend zuvor beschlossen, auf beides zu verzichten, um stattdessen eine Miniexkursion zu unternehmen. Nun um fünf…
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64, Teil I: Überraschung im Trockenwald

Costa Rica, August 2014. <<Was ist es, das einen erfüllt und die Bomben vergessen läßt, den Müll? Ist es das metallenblaue Aufflattern eines Schmetterlings oder das imposante Gelb eines Tukanschnabels, das Chillirot des winzigen Frosches, ist es die Reglosigkeit des neonen Basilisken oder das ungeheure zirpende Lärmen der Zikaden, ist es die geschäftige Gleichgültigkeit nahrungssuchender…
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63 Kompliment

Irland, Juni 2014. Im nördlichen Nirgendwo war ich weit geschlendert, um den Meeressaum, das eisige Naß, das sanfte Schwappen zu finden, welches die Ebbe hinfortgesogen hatte. Im feuchten Sand lagen kleine tote Krabben und gelb-weiß oder violett gebänderte Muscheln. Ein Strandläufer piepte mich aufgeregt an. Er zog seinen Radius beharrlich um meine Gestalt, innehaltend, schnell…
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62 Kultur der Zufriedenheit

München, Januar 2019. Der Duft von Hyazinthen macht mich glücklich jetzt gerade. Es beglückt mich vieles: Einaudis Hidden Source. Ein zitronen-goldenes Licht über den Schneefeldern, sanft und unwirklich, wie sie arkadische Landschaften eines Poussin oder Lorrain zeigen, gemalt vor drei Jahrhunderten. Der Elchgeweihfarn, groß und prächtig, der in einer Ampel an der ehemaligen TRX-Aufhängung angebracht…
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61, Teil III: Affen

Äthiopien, Januar 2019. Trotz materieller Misere, harter Arbeit und schwierigster Lebensbedingungen wurde viel und gern gelacht. Reiter stiegen von ihren Pferden ab, um uns die respektvolle Ehre einer Verbeugung vor jedem von uns zu erweisen. Voller Sorgfalt und Hingabe widmete man sich der traditionellen Kaffeezeremonie, für die wir Touristen gebührend bezahlten. Einmal hatten sieben Frauen…
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60, Teil II: Armut

Äthiopien, Januar 2019. Um halb drei Uhr morgens wurden wir geweckt – ich hatte gar nicht erst zu Morpheus gelangen können und war heilfroh, mich endlich erheben und den Trek angehen zu dürfen. Eine Stunde später begannen wir unser Tagespensum in fast völliger nächtlicher Bläue, die nichts preisgab als unsere klobig-ledernen Schuhe auf dem steinigen…
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59, Teil I: Adrenalin

Äthiopien, Januar 2019. „Doris, Doris, mach die Tür auf!“ Im Pyjama und mit gelöstem Haar stand ich auf dem Hotelflur, der zugleich eine zur verlassenen Straße hin offene Veranda war, das Schweizer Taschenmesser aufgeklappt in den Händen haltend, heftig zitternd. „Bitte, Doris, mach auf!“ Mein Flüstern nahm einen panischen Ton an. Ich lauschte in der…
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58 Von Lebenshunger, Regelbruch und Chiffren

München, Januar 2019. Wer tat den Ausspruch, wir seien die Summe unserer Begegnungen? Ist es bloß esoterisches Geschwafel, daß alles mit allem verbunden sei in diesem Universum? Gehören Coelhos Soulmates ins Reich des Kitsch? Weshalb sucht man sich bestimmte Vorbilder, persönliche Helden der Kunst, Literatur, des sozialen oder ökologischen Engagements? In diesem noch sehr jungen…
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57 Fang mich doch

Galápagos, Juli 2009. Die Gruppe stürzte sich auf den Seelöwen. Man hatte uns erzählt, wir könnten im Wasser mit den Tieren „spielen“, was immer das heißen mochte. Ich liebe es, mit anderen Geschöpfen – nichtmenschlichen Wesen – in Kontakt zu treten, eine Beziehung herzustellen, und sei es für Sekunden, Minuten, wenngleich ich nie eine solch…
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