Kategorie: Vom Reisen und Fotografieren

106, Teil II: Rentiernasen

Norwegen, September 2019. Nachdenklich betrachte ich das Beet: remontierende Rosen lachen mir entgegen, halb gefüllte, aprikotfarbene Köpfe, kleine wildähnliche in kicherndem Magenta, zarte Fairy zu aberdutzenden, eine einzelne blutrote glimmt auf. Der Säckelblumenstrauch stimmt enzianblau mit ein, Japananemonen, Springkraut, Katzenminze sind ins Bild eingewoben; an den Bäumen hängen grüne und rotbackige Äpfel, das schmatzende, trillernde,…
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105, Teil I: Von Türen und Fenstern

München/ Norwegen, September 2019.   Symbolisch schließen manche Türen sich mit einem lauten Rumms!, der fast einer Ohrfeige gleichkommt und einen ratlos, verärgert, gekränkt zurückläßt. Wenn man den Wunsch gehegt hatte, in die wissenschaftliche Forschung zu gehen und völlig unerwartet aus niederen Gründen die Promotion verwehrt ist; man vom Schicksal vor vollendete Tatsachen gestellt wird…
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104, Teil II: Schattenseiten

Nepal, März 2011. Es gab einige Dinge während dieser Reise, die ich weniger genoß. Die ungeheuren Mengen an Abfall zum Beispiel, Abfall, der über die Straßen Kathmandus schwappte wie ein hochwassergeschwängerter Bach, eine Ansammlung chaotischer Einzelteile, zerfetzt, stinkend, ein Schwarm toter, unnütz gewordener Sachen, auf perverse Art faszinierend. Mir boten sich Stilleben makaberer Art: ein…
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103, Teil I: Hungrig geworden

München, Februar 2011/ Nepal, März 2011. Ich verließ den Flieger – auf der Brücke schlug mir eiskalte Münchner Februarluft entgegen. Das Licht war grau, trüb, absolut deprimierend, der perfekte Empfang für jemanden, der gar nicht hatte zurückkehren wollen, noch nicht jedenfalls. Ich hatte gerade eben den Orient geatmet, war gefangengenommen vom Sinnenspiel des Weihrauches, verwöhnt…
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102, Teil III: Erwartungshaltung

Bafasee, April 2016. Die Ufer waren übersät mit kleinen, dunklen Miesmuschelschalen, aus dem klaren Wasser ragten raschelnde Binsen. Fröhlich bemalte Boote in Rot und Blau und Gelb schaukelten am Anker, leise glucksend. Ich spürte die raue Haptik und die Wärme des aufgeheizten Gesteins, das ich mir als Rastplatz auserkoren hatte, abseits von den anderen dreien,…
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101, Teil II: Wilder Lavendel

Bafasee, April 2016. Während mancher Reise dominiert die Handlung, das Geschehen, eine spannende oder amüsante Anekdote, die sportliche Tat, das besonders gelungene Foto, die prägende Begegnung, der seltene Natur- oder Kulturschatz, die grandiose Seelenregung, zuweilen auch die bittere Enttäuschung über gewisse Gegebenheiten, sei es das Wetter, die Tourgestaltung, seien es die Betrügereien unterwegs, die einen…
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100, Teil I: Abend im Dorf

Bafasee, Türkei, April 2016. Das eben gewaschene Haar fiel mir feucht über den Rücken, während ich an dem roh gezimmerten Tisch im ersten Stock der Pensionsveranda saß, welche einen begrünten, Baum bestandenen Hof umschloß. Der starke Duft der Zitronenblüten begleitete mein Schreiben, das ich zur Reflexion immer wieder unterbrach, auf die rosa lackierten Nägel kuckend…
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99 Nachtrag zum zehnten Todestag einer Verschwiegenen

München, Juli 2019.   Wenn man etwas wirklich leidenschaftlich tun will, dann macht man es; konsequent, zielstrebig, hartnäckig, ausdauernd, man handelt und findet darin Erfüllung sowie Erfolg. Wenn man etwas von Herzen haben möchte, dann setzt man sich ein, es zu gewinnen, strebt unaufhörlich danach, bis es einem gehört. Ist es so?   Kann man…
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98 Chiffren

München, Juli 2019. Immer wieder. Ich merke es selbst. Immer wieder Vulkane und Meer, Vegetation, Fotografie, Farben, Biologen, Abenteurer, Stille, Ängste, Gefühle der Unzulänglichkeit als Hauptthemen hier. Der Berufswunsch zu Grundschulzeiten, wie ich fleißig mit Bleistift in die vorgedruckten Freundschaftsalben kritzelte damals, lautete: Tierforscherin. Ganz wichtig: Tierforscherin. Hätte ich auf Bali – wie geplant gewesen…
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97, Teil IV: Kleiner Racheakt

Dubai, Januar 2016. Es war der letzte Arbeitstag, wir lagen mit dem erreichten Pensum hinter dem üblichen Schnitt zurück. Die folgenden Stunden würden zeigen, ob überhaupt ausreichend Datenmaterial erhoben worden war, um aussagekräftige Statistiken erstellen zu können, sprich: ob wir vielleicht versagt hatten und die Wissenschaft (und sei unser Beitrag noch so marginal) enttäuschten. Es…
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