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193 Minitrip nach China

München, Oktober 2021. Kurzentschlossen war ich Ende August nach China gereist, in die Stadt Longquan im Südwesten der Provinz Zhejiang, eine bewaldete Gebirgsgegend mit angesiedeltem, regen, lebendigen Handwerksschaffen. Der Kontrollbeamte bewegte sich in der Manier eines Faultieres, in Zeitlupentempo nahm er meinen Ausweis entgegen, begutachtete ihn, drehte ihn, begann damit, die Daten in seinen Computer…
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192 Spannungen

Slowakei, August 2012. Sie hatte mich von der ersten Sekunde an, in der sie mich sah, nicht ausstehen können und mit ihrer Ablehnung die Gruppe angesteckt. Vielleicht stachelte es sie noch mehr an, daß sie mich kaum zu beeindrucken vermochte damit. “Du darfst nicht mitspielen!” bekam ich im Kindergarten zu hören, zu meiner Verwunderung damals,…
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191 Die Metapher (stellvertretend gewidmet diesem Dorf, den Medien und dem Zeitgeist)

München, Oktober 2021. Ich muß gestehen: ich sehe vermehrt fern, lasse mich abends tatsächlich von Krimiserien berieseln.  Von all jenen großen Stimmen, die ich zitieren könnte: Shakespeare, Gandhi, Martin Luther King, Oscar Wilde, greife ich ausgerechnet die Aussage über einen fiktiven, nordländischen Kommissar mit teils fragwürdigem Charakter heraus. Frei aber sinngemäß gebe ich also wieder:…
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190 Wie das heutzutage funktioniert

München, Oktober 2021.   Heute wird das folgendermaßen verstanden: Demokratie ist die Wahrheit der Mehrheit. Wenn 84 Prozent der Bürger darin übereinkommen, daß Kühe eine violette Fellfarbe haben, dann sind Kühe lila. Das demokratische Prinzip. Alle sind zufrieden (oder zumindest die Mehrheit). Als Beleg für die einhellige Meinung präsentiert man Bilder der (aus wirtschaftlichen Interessen…
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189 Ein Beitrag, mit dem ich mich sehr unbeliebt mache

München, Oktober 2021.   14 Monate. Ich war vierzehn Monate lang nicht unterwegs gewesen, und das Jahr zuvor auch nur auf einer einzigen einwöchigen Tour nach Andorra. Die häufigste Frage, die mir in diesem Zeitraum gestellt worden war, lautete: “Warst du verreist?”, so als würden meine Persönlichkeit und mein Handeln einzig aus Urlaub bestehen; so…
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188 Im unwahrscheinlichen Fall

Oman, März 2015. “In the unlikely event of an accident…” Alles lachte schallend, Passagiere, Guide, Crewmitglieder, der Safety Instructor unterbrach sich selbst, um darin einzustimmen, die allgemeine Heiterkeit. Es war ein kleiner, alter aber gut in Schuß gehaltener Motorsegler, auf dessen Deck wir den Anweisungen lauschten, denen wir Folge zu leisten hätten, sollte etwas unerwartetes…
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187 Grundstille

München, September 2021. Ich stand im Buchladen – mein Laster… – vor einem Regal mit Ratgebern. Schreiben, Kreatives Schreiben, Romane schreiben, Schreibschule und dergleichen mehr, exakte Titel braucht man nicht zu nennen. Vor längerem war mir aufgefallen, daß mein Stil sich kaum verändert hat, seit ich regelmäßig und intensiv zum Stift greife bzw. in die…
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186 Chapeau!

München, September 2021. Ich briet die Gnocchi in Almbutter, gab frische Salbeiblätter hinzu, klein geschnittene Feigen und Pfirsichwürfel, es abschmeckend mit Rosmarin, Pfeffer. Das schnelle Gericht hatte ich mir spontan ausgedacht, darauf hörend, wonach es dem Körper gerade gelüstete, intuitives Kochen, nannte ich es früher, als es noch nicht diese Schwemme an bestimmten Vokabeln gab:…
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185 Salonleben und Waldlauf

Niederlande, Juni 2018. Wir waren eingeladen in eines der schmalen, hochherrschaftlichen Stadthäuser Amsterdams, an einem ruhigen Kanal gelegen, die Architektur ehrwürdig und niedlich zugleich, ein wenig Zuckerbäckerdekor, nicht zu viel, genau richtig, die imposante Schwere des scharfwinkligen Giebels auszugleichen. Im winzigen Entrée geriet ich sogleich ins Staunen: auf altem, von Schritten glatt polierten Steinboden standen…
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184 Sich eines Besseren belehren lassen

Bulgarien, Mai 2019. Reihe um Reihe Hecken aus blühenden Büschen, behangen mit Knöpfen aus Seidencrepe, taubesetzt, Düfte verhauchend: Damaszenerrosen. Wir Touristen stapften vorüber an den kleinparzelligen Ökoplantagen, vermutlich die Pflücker belästigend, Sinti und Roma, die zu niedrigsten Löhnen in rasendem Tempo die Blumenköpfe brachen, sie in Säcke stopfend, um sie später bei der nahen Destillerie…
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