235, Teil I: Queen of Silver Linings

235, Teil I: Queen of Silver Linings

Sizilien/Stromboli Februar/März 2023.

 

Das Fährfenster war ein großer, salzverkrusteter Ausschnitt, getaucht in eine Palette strukturierten Graues: blaustichige Verwerfungen, gischtspeiend im unteren Bereich, über den sich eine Endlosigkeit wolkiger Elefantenhaut legte; zweigeteilte Rothko-Blöcke texturierten Anthrazites, und dazwischen ein messerscharfer Streifen gleißenden Lichtes, präzise wie mit einem Skapell geschnitten, von innen her bestrahlter Diamant, der mir ins Herz hineintrommelte. Unwillkürlich wanderte meine Handfläche auf die Scheibe, kühles Glas berührend, urzeitliche Geste. Ich hatte Milow vergessen, jahrelang vergessen, genau wie die Sternschnuppen hatte ich diese Musik vergessen (vgl. Beitrag 221), die mir einmal alles gewesen war, jene in Dauerschleife gehörte CD, zu der ich getanzt hatte, geschrieben, gelächelt und geweint, geträumt, geliebt, und nur weil er mich nicht gewollt hatte, I would have been anything for you / You never asked me to, war sie im Regal verstaubt, verschwunden, wo sie doch eigentlich viel mehr gewesen war als Echoes in the Dark und viel mehr als dieses Fantom, in das ich Bedeutung hineinprojeziert hatte, die es nie gab, nie geben konnte, weil ich einem Fantasiewesen hinterhergejagt war, einer Seele, die längst nicht weiter auf Erden weilt. Die Fähre schaukelte in der leicht unruhigen See, uns forttragend von Stromboli, als Abschiedsgruß einige der Liparischen Inseln präsentierend, beharrlich zog das Schiff vondannen, während der Lichtstreifen, der sich hinter der geschlossenen Himmelstür gezeigt hatte, mir jede Faser meines Körpers erleuchtete.

 

She was the queen of silver linings

Now she is the one who lives with ghosts

Spinning out of control

Hoping this heartache will end

Trying hard to let go

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