Kategorie: Vom Reisen und Fotografieren

176 Aus der Zeit gefallen

München, Juli 2021. Das trocken knisternde, goldene Stroh lag so dick aufgeschichtet, daß ich es mit den Zehen durch die Flipflops hindurch spüren konnte. Die Sonne brannte nieder vom sommerblauen Himmel. Eine Frucht nach der anderen stopfte ich mir in den Mund, die silbern glänzende Metallschüssel war bereits randvoll angefüllt, es sollten auf der Kassenwaage…
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175 Wo wir stehen

München, Juni 2021. Das Geißblatt duftet, Rosen weben sich durch den Garten, allein die Daunen der Bobby James bilden ganze Decken, die sich über das Geäst des Mirabellenbaumes ausbreiten, verführerisch weich und strahlend rein – die Bienen summen darin, der Einladung folgend. Die Hühner sind gewachsen, sie geben mannigfaltige Laute von sich, plappernd, gurrend, piepend,…
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174 Gesehen worden

Schottland, Mai 2016. Ich ließ mich von der Stadt leiten, ein Konzept, das sich als nützlich erwiesen hat, zumindest wenn es sich um eine historisch gewachsene und nicht aus dem Boden gestampfte Örtlichkeit handelt. Atmenden Organismen gleich befolgen die Bauten und Verkehrswege ein geheimes Regelmuster, das alles wichtige miteinander verbindet, sodaß man – gesetzt man…
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173 Leserbrief

München, Mai 2021. Oh. Ist das das Buch, das du schreiben wolltest? #AreYouSerious? Wenn nicht du der Autor gewesen wärst, ich hätte es recht bald zur Seite gelegt, ohne es zu Ende gelesen zu haben. Der Stil, für den du dich entschieden hast, ist exakt jener zeitgenössische „journalistische“, wie ich ihn hier bereits mehrfach bitter…
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172 Un b/g eliebt

München, Mai 2021. Und am nächsten Morgen dann stecken die korallenlackierten Nägel in türkisenen Einmalhandschuhen, ist das Haar alltäglich zum Zopf geflochten, kleidet mich die strapazierte, schwarze, zu große Outdoorjacke, während ich die verdreckte Einstreu aufsammle, mich wie stets wundernd, welche Mengen kleine Vögel ausscheiden können. Ich leere den Eimer auf dem Kompost, hole frische…
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171 Nichtsein

München, Mai 2021. Ich fürchte, ich habe doch wieder gestalkt, ohne es solcherart bezeichnen zu würden – das sagen sie wohl alle… Ich stand im Buchladen, ziel – wie absichtslos, die Finger korallenfarben lackiert, das frisch Henna getönte Haar zum Knoten gesteckt, die puderrosé Slingbackpumps klackten gedämpft auf dem Bodenbelag, ich spielte gedankenverloren an Omas…
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170 Die Barbaren – wir

Frankreich, Januar 2018. Die Partnerfirma befindet sich in Chaumont Haute-Marne; an dieser Konferenz teilzunehmen, ergab keinen Sinn, da auschließlich technische Details zu besprechen waren, Kompetenzen, über die ich nicht verfügte, und so versenkte Vater sich in Arbeit, während ich in jener frostkalten ersten Januarwoche durch die verlassenen Gassen des kleinen Örtchens schlenderte, das einst Glanz…
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169 Das Hirn vergrößern

München, April 2021. Als ich das Badfenster putzte – Nummer acht von zwölf der Wohnung -, zeigte der Spiegel schmale Schulterchen, kantige Schlüsselbeine, zierliche Nackenstränge: ein Hänfling von Person, gewiß kaum in der Lage, den 15/16/17 Kilo-Rucksack zu schleppen, die 2000 Gramm- Kamera stundenlang um den Hals baumelnd durch bergiges Terrain zu tragen… Das Jahr…
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168 Ghost Light

München, April 2021. Was wundert mich der Frühling in meinem Blut? Er spult sein Programm ab, unbeirrt und konstant, ein wenig spät zwar heuer aufgrund der relativ kühlen Witterung bisher, und trotzdem schreitet er voran. Eine Schlehenwand, die aufspringt, Kügelchen aus eierschalenfarbenen Fäden, milde duftend, süß und bienenfromm. Ein Flecken dunkelster Veilchen, nicht wasserlila, sondern…
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167 Warum Rilke und Kaschnitz nur bedingt empfehlenswert sind

München, April 2021. Manchmal tanzt die Neugierde vor mir her und verleitet mich zu Utopien; es war Zufall, der mich auf Ihre Webseite führte, Zufall oder eher Kinderei. Ich erwarte hierauf keine Antwort, aber bitte lassen Sie mich schreiben. Nur im Schreiben wahrhaftig und frei, nur im Schreiben ganz man selbst. Es ist dann ein…
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