Blog

307 Miniaturen der Vereinzelung

München, Oktober 2025. Ich stand am höher gelegenen Saum, aufs drübere Ufer blickend. An ihm erhob sich ein dichter, saftiger Wall aus schlingendem Laub, als ergösse sich eine Pflanzenfontäne über die gesamte Länge des Lech. Dunkelgrün und herbstrot leuchteten diese Kaskaden, elegant geschweift, sich zum blinkenden Wasser hinabbeugend. Auf ihm dümpelten Schwäne, eine ganze Familie,…
Weiterlesen

306 Sich entschuldigen

München, September 2025. I Gerade Bemerkungen von Menschen, die man achtet, können unabsichtlich Schaden anrichten; Mißverständnisse in der Kommunikation sowie ein zufällig falsch gewählter Zeitpunkt, in der sie (virtuell natürlich) stattfindet, besiegeln einen Kontakt, peng, weg, üblich heutzutage. Hm. Manchmal, und das mag theatralisch klingen, entspricht aber der emotionalen Wahrheit, agiere ich aus dem Überlebensmodus…
Weiterlesen

305, Teil IV: Sprichst du füchsisch?

Grönland, August 2025. Ich bin nicht verliebt in ihn, bin nicht schmachtend, lechzend, zerfressen von Sehnsucht und Traurigkeit. Ich glaube, und eher bin ich sogar überzeugt davon, ich kann gar nicht mehr lieben, zu viel ist zerschmettert in mir, zu oft die Seele gestorben im lebendigen Leib. Längst habe ich mich eingerichtet in meiner Enklave,…
Weiterlesen

304, Teil III: A taking man

Grönland, August 2025. Sein Lachen war samtig und dunkel wie Bitterschokolade, die Augen glänzender Lakritz. Er interessierte sich aufrichtig für das, was ihn umgab, studierte Mineralien am Boden, die Flora, imitierte Vögel, ihnen einen Laut-Dialog entlockend. Er schleppte mehr Equipment als alle anderen, wuchtete den Wasserkanister für die gesamte Mannschaft von den Bächen zum Lager…
Weiterlesen

303, Teil II: Wasser Faux-Pas

Grönland, August 2025. Unausweichlich passierte es. An Dämlichkeit nicht zu überbieten, erwischte ich trotz dargebotener helfender Hand den richtigen Stein nicht, rutschte ab und aus, mit beiden Schuhen im kraftvollen Wasser landend, das mich wegdrückte, hinab, und somit die um den Hals hängende Kamera ertränkte. Ich schoß nach oben, mich nicht um Kälte scherend, um…
Weiterlesen

302, Teil I: Begegnung

Grönland, August 2025. Manchmal gleicht die Begegnung mit einem Menschen einem Eintauchen in einen See an stickig-heißen Tagen. Erschöpft von hohen Temperaturen, von Anstrengung, ermattet, alltagszerschellt steigt man ins Naß, das einen sofort verändert; das kühle Element umfängt einen, Erleichterung verschaffend, Genuß bereitend, einen reinigend, erfrischend. Die Lebensgeister werden geweckt, man selbst klarer, ruhig. Die…
Weiterlesen

301 Reisevorbereitung

München, August 2025. Der Fensterflügel stand komplett offen, weit über mein Bett ragend, wo ich noch ein bißchen zusammengekuschelt in die Daunen dem Regen lauschte, den sich im seichten Wind bauschenden weißen Vorhang beobachtete (dabei immer an Menzels Gemälde denkend mit dem Stuhl), den frischen Luftzug auf der Haut spürte, der die Düfte des nassen…
Weiterlesen

300 Weiße Welt

München, August 2025. Das Dorf hat Ferien; die Nachbarschaft ist ausgeflogen und eingekehrt eine liebliche Ruhe, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne, als noch Grashüpfer zu fangen gewesen waren in den Wiesen (auf denen jetzt Toskanahäuser stehen und Mähroboter herumorgeln) und man ohne Helm, Warnweste und Zebrastreifen auskam, weil man zu Fuß in die…
Weiterlesen

299 Was ein Sommer ist

München, August 2025 In der Dekorationsbranche spricht man von Vignetten, wenn man sein Heim mit Arrangements aufschmückt, die gewissen ästhetischen Regeln folgen und einen stimmungsvollen aber geordneten Eindruck vermitteln sollen. Die Anzahl der Objekte, deren Größe, Struktur, Materialbeschaffenheit, ihre Anmutung wirken dann als Ensemble, das eine Aussage über den Raum sowie auch dessen Bewohner transportiert…
Weiterlesen

298 Präsent aus Worten

Augsburg, August 2025. Ein Zitat hat man mir geschenkt! Besser noch, eine verpackte Anspielung darauf, und da ich es nicht kannte, suchte ich es heraus via online Recherche, erst dann den eigentlichen Kontext der Nachricht verstehend – die mir auch zuvor schon gefallen hatte, weil sie so viel Raum barg zur Interpretation, man daraus machen…
Weiterlesen