241 Popsong
München, April 2023.
Ich mochte noch nie einen Song von Taylor Swift. Auch diesen nicht, die ersten zehn, zwanzig Male des Anhörens zumindest – bis der Text sich auftat und seinen Sinn Preis gab, der sich löste vom Pop und chiffrenhaft zum Ausdruck brachte, was er barg.
It’s me
Hi!
I′m the problem, it’s me
It′s me
Hi!
I’m the problem, it’s me
It′s me
Hi!
Everybody agrees
Everybody agrees
Wenn man als Wesen einer geselligen Art geboren wird, warum dann muß man so anders werden, anders sein, different?
Ich bin dir dankbar für die Zeit, die du mir schenkst (beinahe wäre ich versucht, zu sagen: opferst) und die Aufmerksamkeit, die du mir widmest.
Wo sind deine Hände? Deine Lippen? Kann ein Mann fühlen? Mich fühlen?
Du sagtest: „Menschen wie wir.“ Was sind Menschen wie wir? Gibt es dieses Wir, ist es möglich, dieses Wir? Liegt in dieser Frage nicht schon längst die Antwort? Ja? Nein?
Ich schwebe wie ein Planktonteilchen im Meer, genauso winzig, bedeutungslos, kurzlebig, unbewußt. Empfindet Plankton Liebe? Empfängt Plankton Liebe? Macht es einen Sinn, macht irgendetwas Sinn? Wird mich je wer auffangen, auffischen, unters Mikroskop legen, genauer betrachten, mit Interesse studieren, verstehen, begreifen? Oder wenigstens der Walhai mich einsaugen, ein nichtiges Stäubchen unter Milliarden anderen, diesen Koloß nährend, bis auch aus ihm das Leben weicht letztendlich? Wie fühlen sich wohl deine Fingerkuppen an auf den Wirbeln meines Halses, den Schlüsselbeinen, Schulterblättern?
This crazy German girl, so nennen sie mich auf Reisen. Fast anerkennend. Daheim bin ich einfach nur das Problem.
Hi!
It´s me
Everybody agrees.