194 Abflug
München, Oktober 2021.
Ich kann mir nicht mehr vorstellen, in einen Flieger zu steigen. Ich kann mir nicht vorstellen, den Hund daheim zu lassen, die Hühner, den Garten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es mich gehen läßt, dieses gräßliche Dorf, das bloß eine Miniatur ist unserer deutschen Gesellschaft. Und am allerwenigsten kann ich mir vorstellen: nach einer Woche erneut die Maschine zu nehmen in diese lieblose, engstirnige Welt hinein, die mein zu Hause ist, angefüllt mit Angst und Egoismus und einem Hashtag Solidarität. Aber ich hoffe, daß die Serenissima mir zuflüstern wird und mich mit ihren eintausend und sechshundert Jahren davon überzeugen, daß es Dinge gibt über den gegenwärtigen Moment hinaus.