16, Teil I: Tropenmosaik

16, Teil I: Tropenmosaik

Sri Lanka, November 2015.

Man betrat das Flugzeug über den vorderen Eingang, wo sich die großzügige, mit rötlich-braunem Laminat ausgelegte First Class befindet; hell und edel wirkte auch die Economy Class, die Wände zierten weiße Silij, arabische Sternelemente, wie Spitze mutete es an. Rosen- und lavendelblaufarbenes Licht perlte dezent von der Decke herab, es duftete zart nach Blumen, Sandelholz und Kampfer. Die Sitze waren sehr bequem, die Stewardessen von filigraner Schönheit, mit matt rot geschminkten Lippen und eleganten Blusen, auf deren Stoff beige Antilopenköpfe abgebildet waren.

Man mußte sich in die feuchte Hitze ergeben, die wie eine Wand gegen einen prallte, die Lunge zu verkleben schien, die Gefäße träge machte. Die sich über die Haut zog, in jede Pore eindringend, durch das Haar kroch und weich bändigte, ja, es fiel wunderbar seidig, ließ sich famos kämmen. Ansonsten durfte man sich nicht wehren, sondern mußte sich ablenken mit dem Erspähen von Flughunden, Fledermäusen, Vögeln, Faltern und dem Erschnuppern von Frangipani und Jasmin. Fruchtsäfte – Papaya, Melone, Ananas – gab es zur Erfrischung, fein und köstlich. Ich hatte ein mehr als zehn Zentimeter großes Heupferd von den lichtgetränkten Stufen der Außentreppe des Hotels gerettet und lauschte nun den Grillen, müde.

Wir stießen auf Pfauen, Makaken, Languren, Bengalen- und Bindenwarane, Eisvögel, Greifen, Streifenhörnchen, Purpurhühner; die beiden Ceylon-Tukane hatten intensiver gewirkt, die Fledermauskolonie in der Felsspalte – ein unvergeßliches, papageienartiges Kollektivquieken verbreitend -, die selig lächelnden, schlafenden Straßenhunde, das noch unbeholfene aber quietschlebendige Affenjunge, das von einem Geschwister hoch gehoben und in die Arme genommen und liebkost worden war unter dem großen, alten Baum der weitläufigen Tempelstadt. Das riesige, Stein gemauerte Becken dort, die Fläche eines Sees umfassend, das sumpfig-algige Wasser darin, die wuchernde Chlorophyllandschaft darum herum, lauter gigantische Brokkolikörper. Das heftige Regengewitter zur Mittagszeit, das wir geschützt in einem Speiselokal hinter uns brachten, das interessante Ayurveda-Spa mit Dampfbädern, die an mit Kräutern und Laub ausgelegte Holzsärge erinnerten und wo die Luft geschwängert war von achtzehn verschiedenen Essenzen. Die Sehenswürdigkeiten der diversen Tempel vermochte ich kaum, zu würdigen, zum einen aufgrund der modernen, asiatischen Kitschmentalität: die Restaurierungen schienen schlechten Filmkulissen entsprungen, keine Spur von Feingefühl. Einzig die Opfergaben, stattliche bunte Blüten des weißen und violetten Lotus, des Kanonenkugelbaums, des Jasminstrauches, die zu einem magisch-anmutigen Bett drapiert waren, versöhnten mit der enttäuschenden Plastikatmosphäre. Zum anderen jedenfalls, weshalb die Konzentration auf etwaige Kunst- und Naturschätze schwer fiel, war die übermächtige, mich niederzwingende feuchte Hitze, die meine Kleidung völlig durchnäßte, das Gesicht ölen ließ, die Adern schwellen und zwicken, den Geist ungut benebeln. Grenzwertig langsam zogen sich die Stunden dahin, mein Haupt war knallheiß (in den unter freien Himmel stehenden Tempelanlagen waren Schuhwerk und Kopfbedeckungen verboten), der Schweiß allgegenwärtig, mein Gehirn gleichgültig-melancholisch wattiert.

Den Sportmangel suchte ich ein wenig auszugleichen im Pool des Hotels, wo ich eine Dreiviertelstunde meine Bahnen zog, während es allmählich dunkelte, die rötlichen Beckenlichter romantisch- hüpfende Akzente ins tiefer werdende Wasserblau setzten und unzählige Schwalben, Fledermäuse und Flughunde den Himmel kreuzten, immer schön am Mond vorbei, der von Palmen und Frangipanibäumen eingerahmt war.

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