226 Im Vagen fischen
München, Januar 2023.
Manchmal sehe ich spontan vor mir Bilder, Sequenzen, Orte und weiß, es sind Erinnerungen, ohne daß ich sie auf Anhieb einer bestimmten Reise zuordnen kann, mehr noch: ich rätsle, ob sie nicht etwa aus nächtlichen Träumen stammen, ob sie wirklich existieren, diese Erinnerungen, oder nicht vielleicht Trug sind… Und zugleich bin ich sicher, dort gewesen zu sein, grabe tiefer, strenge mich an, das Unterbewußtsein herausfordernd, wobei es mir dann oft wieder einfällt: oh, ja, das war es, dann und dann – und es passiert: ich vergesse es abermals.
Splittern gleich, Mosaiksteinchen, Puzzleteilchen erlebe ich Dinge in Gedanken nach, schmecke, rieche, höre, besinne mich darauf, welche Emotionen ich durchfühlt habe, was mich bewegte, umtrieb, wer ich gewesen war zu diesem Zeitpunkt und wer noch nicht… Schnipsel der vagen Ahnung vergangener Erlebnisse, geisterhafte Szenen sind mir die letzten drei Jahre sehr häufig um die Ohren geweht, flink wie Schmetterlinge, flatterhaft, nicht zu bejagen, ohne sie dabei zu zerstören… Aber sie brachten stets Trost, bescheidenes Glück und die zarte Bestärkung, richtig gehandelt, entschieden zu haben. Vor allem bescherten sie stille Dankbarkeit, die bis in den Grund des Seins sinkt, ein Anker, fest vertäut und verläßlich, wenn oben der giftige Sturm tobt.