53 Federn
She was like a feather
In the air
I never knew
If she was flying
Or falling
(Aura Dione, “Sophie”)
Augsburg, Juli 2015.
Es roch nach Thymian und Minze, nach Sonne, Hitze und Fluß. Man spazierte durch einen Garten Eden voller Waldreben, Ochsenaugen, Knabenkräutern; bunter Blütenschaum, über den Schachbretter und Zitronenfalter hinwegsegelten, schlaftrunken von einem Tag, der fast zu schön war. Kleine Wellen schwappten ans Ufer heran, unaufgeregt, gleißend im Licht, glitzernd, kichernd. Über die verfilzten Gräser der Böschung wehten pfauenblaue Schauer wie Feengeschöpfe: Blauflügelprachtlibellen. Ich stieg in den olivgrünen Lech, hinein in diesen typischen Geruch nach Leben, nach drei Schritten bereits verlor sich der Grund, auf dem verstreut Muschelschalen lagen und über den hinweg Bachflohkrebse wuselten. Das Wasser war kalt, betäubend kalt, es packte mich mit einer Kraft, die all meine Schwimmkünste abverlangte, um überhaupt an der Stelle zu verharren, anstatt stromabwärts getrieben zu werden. Die Blätterdächer der Bäume formten ansprechende Kugeln, aufgereiht zu einer prächtigen Kette; bleiches, weißes Totholz, gedrechselte Meisterwerke, schraubten sich aus dem Schlick, einen famosen Kontrast bildend zum grellen Grün der Binsenvegetation.
Ich sehe einen Fischreiher heranfliegen, er folgt dem Lech, auf dessen Mitte ich mich befinde. Ich hebe den Kopf. Der Vogel senkt den seinen, wir sehen uns an, er fliegend, ich schwimmend. Es klickt, ein Foto für die Ewigkeit; keines, das auf einer externen Festplatte gespeichert ist, sondern tief, tief in mir drinnen.