18, Teil III: Monsun
Sri Lanka, November 2015.
Es kübelte aus Eimern seit zwanzig Stunden, goß, schüttete, plätscherte, klatschte, rauschte, bei uns würde man es Platzregen nennen, hier war es der Monsun. Auf die Wanderung hatte ich verzichtet, mir die Zeit im Gemeinschaftsraum der Hütte vertrieben, Gespräche führend mit einer Mitreisenden, Kräutertee trinkend, zwei ordentliche Kannen. Man hält es nicht für möglich, aber gelegentlich schwoll die Himmelsflut noch stärker an, es tropfte regelmäßig von der Decke, wie bei Goofy im Comic. Vor dem Fenster hing Nebel, der ständig von Weiß zu Grau und zurück wechselte, es war draußen überraschend warm. Selten lichtete sich der Schleier, die grünen Berge preisgebend, in Teilen nur, ein Wetter-Landschafts-Puzzle oder vielleicht eher Memory. Beine und Rücken zwickten vor Untätigkeit, ein Tag völlig ohne Bewegung (und morgen wohl ein weiterer). Meine Laune war nicht unbedingt schlecht oder unruhig, eher ergeben harrte ich aus, fügte ich mich in das Schicksal. Die tapferen Wanderer meiner Gruppe brachten durchnäßte Trekkingsachen, mürrische Mienen und Blutegel mit in die Lodge, sich nun bei einem ursprünglich pakistanischen Brettspiel erheiternd.
Wie konnte Sri Lanka mich verwandeln, wie ich intensive Momente herauskitzeln? Oder würden sie sich erst in der Nachschau herausbilden? Ich mochte nicht undankbar sein oder faul; warum muß man immer Wollen? Weg-Wollen, Anders (Besser) sein Wollen? Geliebt werden Wollen, erleben Wollen, immerzu Wollen. Vielleicht waren der Dauerregen, das erzwungene Nichtstun eine angebotene Katharsis.